Der Industrie-Photograph Wolgensinger, der sich sein Leben vor allem auch mit Aufträgen für Firmen verdienen musste, 01widmet sich dem Thema "Menschen" zuerst, 02so monumental gibt er einen im Portrait. 03Und er zeigt die Arbeitskraft ganz handgreiflich und dynamisch in einem Photo, das in Tuggeners "Fabrikbuch" oder in Paul Senns "Bauern und Arbeiter" figurieren könnte. 04Und ganz konstruktivistisch setzt er eine eiserne Bahnhofstreppe ins Bild: Triumph der Technik und der Ingenieur-Kunst.
05Die Schattenseiten sieht er aber auch: wie holländische Arbeiter beim Dammbau (1949). Die Choreographie ist zwar ausgesucht delikat, die soziale Lage wohl auch, aber weit weniger beschwingt. 06Auch der Blick über eine Alplandschaft von betörender Schönheit verbirgt nicht die Bergbauern-Familie bei der Kartoffelernte. So vergisst der von Finsler geschulte Aesthet nie die Kehrseite, und folgt der "concerned photography", ohne je Parteigänger gewesen zu sein. Ausser für eine würdevolle "condition humaine".
Michael Wolgensinger erholte sich ausgesprochen gerne in Variétés, Cabarets und Theatern. Er dokumentierte das "Cornichon" schon 1939 und das "Federal" ab 1949, und er begleitete Ces Keiser und Margrit Läubli freundschaftlich von Opus 1 bis Opus 11. Ueber die Tanzpädagogin Trudi Schoop gab er im Domino Verlag 1946 ein eigenes Buch heraus. Zur Cabaret-Szene, als deren eigentlicher "Hofphotograph" er gelten durfte, 07gehörte auch die Düsseldorfer Truppe "Kom(m)ödchen". Die Welt des Theaters und Cabarets bedeuteten ihm jene Geselligkeit, die er im Atelier und an der Laborarbeit oft vermissen musste. Unser Bild zeigt stellvertretend sein Können: 08mit einer phantastischen Souplesse gleitet die schöne Balletteuse durchs Bild, dank der kongenialen Empathie und souveränen Technik des Lichtkünstlers. Mit diesem Ballettbild schliessen wir diese Werkgruppe.