Michael Wolgensinger war sowohl als Sachphotograph wie als Reporter bekannt und betrieb beide Gebiete mit derselben Leidenschaft. Daneben entwickelte er sein filmisches Schaffen. Zumeist der strengen Schwarz-Weiss-Aesthetik verpflichtet, war er offen für die Farbphotographie und Experimente. Sein Werk ist in vielen Publikationen und Sammlungen greifbar.
Es zeichnet sich ebenso durch einen hohen technischen Standard aus wie durch eine emotionale Wärme. Menschlichkeit und Humor waren ihm ebenso wichtig wie formale Vollkommenheit. So charakterisierte die Fachzeitschrift "U.S. Camera" sein Werk 1953 zutreffend als Gleichzeitigkeit von "technischer Perfektion und Lebendigkeit".
Während sein photographischer Stil früh von Hans Finsler und der Bauhaus-Aesthetik geprägt wurde, orientierte sich sein filmisches Schaffen eher am Surrealismus und den Experimenten von Bunuel oder Man Ray.
Ebenso interessant ist der Wechsel innerhalb des photographischen Oeuvres: ganz den von Georg Schmidt in der Schweiz eingeführten Werkbund-Postulaten Klarheit, Funktionalität oder Ordnung verbunden das Auftragswerk, spielen die freien Arbeiten, Reportagen und Buchillustrationen eine heitere Souplesse und Unkonventionalität aus.
Diese Spannweite wurde durch seinen Freundeskreis genährt. Von Finsler über
Hans Curjel, Robert Gessner und Gottfried Honegger in der Bildenden Kunst
zu seinen geliebten Dichtern: Paul Celan, Günter Eich und Ilse Aichinger,
Franz Wurm. Und zu den Theaterleuten um Cés Keiser und zuletzt dem Menschenfreund
Moshé Feldenkrais. Eine illustre Gesellschaft, die sich häufig und gerne in
Zürich oder im Tessin traf.
So spiegelt sein Werk die Welt von Zürich aus gesehen, seinem Lebensmittelpunkt, und schliesst formale Experimentierlust ebenso ein wie einen gelebten Humanismus.
Die Werkübersicht ist in 14 Kapitel gegliedert und folgt weitgehend einer chronologischen Reihenfolge.
Sie setzt ein mit Bildern des "Photographen an der Arbeit" und schliesst mit dem Freundeskreis und Aufnahmen von Moshé Feldenkrais.