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Mit der wirklich guten Fotografie aus den Händen eines Fachfotografen wird dem Reklamefachmann eines der bedeutendsten Reklamemittel übergeben.
Bevor wir aber auf die einzelnen Verwendungsmöglichkeiten eingehen, möchten wir das Wesen der Fotografie kurz darlegen.
Die Fotografie ist ein Abbild der Wirklichkeit. Je nach der Gestaltungskraft des Fotografen ist dieses Abbild der Wirklichkeit in verschiedenem Masse eindringlich. Denn er (der Fotograf) besitzt die Möglichkeit, Dingen und Vorgängen durch Anordnung, Licht, Umgebung und vielen anderen Mitteln den wesentlichen Ausdruck zu verleihen.
Also nicht nur Abbild der Wirklichkeit sondern Verdichtung derselben zum Wesentlichen. Und doch bleibt die Fotografie dokumentar. Sie besitzt gegenüber jeder anderen Darstellung den Vorzug ein Bilddokument zu sein, dessen Echtheit von niemand bezweifelt werden kann.
Die Anwendung dieses bedeutenden Darstellungsmittels ist universeller Art; es vermittelt unbewusst das sichere Gefühl Tatsachen gegenüber zu stehen - und es ist doch die wichtigste Voraussetzung jeder Reklame dass man ihr glaubt.
Ist nun die Anwendung der Fotografie so von Vorteil, bedient man sich auch in allen Gebieten ihrer Darstellung. Mannigfaltig sind daher die Aufgaben, die an den Berufsfotografen gestellt werden.
1. Der Gegenstandsfotograf löst die ihm gestellte Aufgabe mit Vorliebe in seinem Atelier (dort stehen ihm die nötigen Apparate und Scheinwerfer, Raum und Requisiten zur Verfügung). In den meisten Fällen steht die Forderung, den Gegenstand materialgerecht wiederzugeben, dazu sollte das für die Darstellung von Vorteil sein, die Wiedergabe bis ins kleinste Detail auszuarbeiten.
Andere Aufgaben erwachsen, wenn die Gegenstände mit irgendwelchen Tätigkeiten verbunden werden müssen. (Kosmetische Artikel, angenehmes Geniessen eines Getränkes).
Zahlreich und vielfältig sind die Aufgaben, die im Atelier gelöst werden. Hier gilt das Wort "Einfühlungsgabe". Können und Intelligenz des Fotografen finden die richtigen Lösungen, liefern Fotos, die getreue Wiedergabe, belehrende oder stimmungsvolle Eindrücke vermitteln.
2. Die Aufgaben eines Bildreporters sind denen des Gegenstandfotografen entgegengesetzt. Der Reporter macht keine materialgerechten Fotos, sein Leitwort heisst "Atmosphäre". Er muss ein Geschehnis möglichst wahrheitsgetreu erhaschen. Er kann seine Aufnahmen nicht stundenlang aufbauen und dadurch verbessern. Er nimmt die Situation wie sie ist. Seine Gestaltungskraft liegt im schnellen Erfassen der wesentlichen und bildmässigen Situationen.
3. Zwischen beiden Berufsgruppen liegt das Gebiet des Werk- und Industriefotografen. Er vereint das Ausarbeiten und das schnelle Erfassen von Situationen, arbeitet mit Scheinwerfern in den jeweiligen Betrieben, er verschiebt Dinge, die ihn stören, tut andere dazu, wenn sie ihm wesentlich erscheinen und hat letztendlich doch die Aufgabe härisch zu bleiben. Das geschäftige, tätige eines Vorganges muss in einer Werkfoto immer enthalten sein.
4. Des Modefotografen erstes Wort heisst Verständnis für die Mode. Aus diesem Verständnis heraus wählt er mit reicher Phantasie den stilgerechten Hintergrund, gibt dem Mannequin die entsprechende Haltung und hebt das Wesentliche hervor. Eleganz und Schönheit, in manchen Fällen auch eine deutlich ablesbare Machart des Kleides zu vermitteln ist hier die Aufgabe.
5. Den Farbfotografen verpflichtet die Möglichkeit der farbigen Wiedergabe zu neuen kompositorischen Überlegungen. Rückt der Schwarz-weisston der Fotografie die Wirklichkeit von selbst ins Abstrakte, muss die Farbfotografie, als vollkommeneres Abbild der Wirklichkeit die Abstraktion in der Farbfotografie suchen. Also auch hier Gestaltungskraft, aber im Sinne des Malers, Erhöhung der Farben nicht zur Buntheit aber zur Farbigkeit.
Neben diesen Gebieten gibt es noch solche, die mit der eigentlichen Werbung wenig zu tun haben. Der Portraitfotograf, der das Wesen und Aussehen eines Menschen erfassen soll, der Sportfotograf, dessen Tätigkeit und allen bekannt ist.
Architektur- und Innenarchitekturaufnahmen liegen einem geübten Gegenstandsfotografen am besten, denn ihm ist die sorgältige Einstellung mit dem Stativ Gewohnheit.
Auf welche Art gelangt nun ein Auftraggeber zu einer ihm nützlichen Fotografie? Er wird sich zuerst klar sein müssen, welche Verwendungsmöglichkeit für die Fotos gegeben sind: ob Prospekt, Flugblatt, Broschüre, Katalog, Hauszeitschrift, Inserat, Grossplakat, Kleinplakat, Schaufenstermotiv, im Redaktionsteil von Zeitschriften, Originalfoto für Offerten und Vertreter, Ausstellung oder Diapositiv.
Es ist nötig dem Fotografen neben der genauen Einführung in die Eigenschaften des Objektes auch den späteren Verwendungszweck der Aufnahmen mitzuteilen. Der Fotograf macht daraufhin eine oder mehrere Aufnahmen, welche er dem Kunden unterbreitet.
Die Copien werden nach Wunsch in den üblichen Formaten 13/18 cm, 18/24 cm oder 24/30 cm geliefert, welche als Originalfotos dienen oder zum Clichieren verwendet werden.
Das Cliché für den Druck kann nach der Copie verkleinert oder vergrössert oder im gleichen Masstab angefertigt werden.
Ist Retouche notwendig, so bringt diese der Fotograf an, in speziellen Fällen der Retoucheur. Eine so überarbeitete Copie nennt man Retouche.
Werden für Schaufenster oder Ausstellungen grossformatige Vergrösserungen benötigt, so ist dieses dem Fotografen mitzuteilen, da er die Negative, welche ihm gehören, in seinem Archiv bewahrt. In vielen Fällen wird er die Vergrösserungen selbst herstellen können, in anderen Fällen das Negativ einem Vergrösserungsspezialisten zur Verfügung stellen.
Ein guter Reklamefotograf muss grundlegend grafisch geschult sein um Fotomontagen selbst vornehmen zu können und dem Grafiker leicht in die Hände zu schaffen.
Die meisten Fotografen sind im Schweiz. Fotografenverband zusammengefast, dessen Mitglieder sich aber vorwiegend mit Portraitfotografie befassen. Die nebenstehende Liste führt daher die Namen erprobter Fachleute in und ausser dem Verband.
M. Wolgensinger, Zürich