01Windmühlen hat Wolgensinger natürlich auch auf seinen Spanien-Reisen angetroffen. So paradigmatisch wie diese portugiesische Reihe sind sie ihm wohl nie mehr erschienen. Man scheint den Wind förmlich zu spüren, bei aufziehendem Gewitter. 02Ganz landeseigen sind aber die beiden Aufnahmen mit dem Olivenbaum 03und dem Atlantik-Schiff. Der charakteristische Baum – in diesem Fall wohl ein sehr altes Exemplar – ernährte durch seine Früchte viele Landleute und prägt durch seine monumentale Erscheinung ganze Landstriche. Wolgensinger verklärt ihn, leicht von unten aufgenommen, zum Stolz einer Nation. Diese Krone krönt keinen König, sondern die Natur.
Von Schiffen war die Rede. Immer sind sie auch eine Metapher für Sehnsucht. 04Die Seefahrer-Nation verführt den Binnenländer zu einem vertikal ausgerichteten Bild der Abfahrt. Wir steigen vertrauensvoll ein, die aufgemalten Augen und die Weite des Meer- Horizonts und Wolken-Himmels laden ein zur imaginären Weltumsegelung.
05Schweigende, schwarzgekleidete Frauen sitzen besorgt vor ihren Häusern und warten bei stürmischer See auf die Rückkehr ihrer Männer. Ein Bild, das wir aus dem Süden kennen, aus Portugal wie den Kanarischen Inseln, aus Spanien wie Lateinamerika. Trotz Tourismus und Mobilität – ein immer gegenwärtiger und scheinbar ewiger Topos vom Werden, Sein und Vergehen, von Heimat, Geborgenheit und Tod.
Der Photokünstler findet und gestaltet in Spanien und Portugal eine ihm wesensverwandte Archaik, ein Weltverständnis der menschlichen Würde und gelassener Zeitlosigkeit.